Das Internet ist kein sicherer Ort für Kinder. Das können wir ändern.
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Die Initiative für Gerechtigkeit und Wiedergutmachung von Missbrauchsopfern in Europa

Die Europäische Union beruht unter anderem auf folgenden Grundwerten: Soziale Gerechtigkeit und Schutz der Rechte von Kindern. Zu den weiteren Grundwerten zählen die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit und die Achtung der Menschenrechte.

Diese Grundwerte wurden im Falle von hunderttausenden Kindern und Jugendlichen in der Vergangenheit schwer verletzt. Sie wurden Opfer von Misshandlungen innerhalb kirchlicher und staatlicher Institutionen, durch Zwangsadoptionen und insbesondere durch sexuellen Missbrauch in der Kindheit.

In Deutschland wurde dieses Thema erstmals durch die Bekanntmachung der Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg öffentlich. Daraufhin wurde der Runde Tisch „Sexueller Kindesmissbrauch“ der Bundesregierung (2010/11) einberufen und das Amt der ersten unabhängigen Beauftragten zur Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauchs eingerichtet. Mehr als 20.000 Briefe und Anrufe erreichten die damalige Beauftragte Dr. Christine Bergmann.

Die «Justice Initiative» ist ein europaweites Bündnis und wird von Opfergruppen, Akademiker:innen und NGOs aus allen Teilen Europas unterstützt. Ihr Ziel: Gerechtigkeit und Wiedergutmachung von Missbrauchsopfern in Europa!

Unterstützung im EU-Parlament

Zu den zahlreichen politischen Befürwortern gehört die deutsche Europaabgeordnete Marion Walsmann (Schattenberichterstatterin der IMCO-Stellungnahme zum Vorschlag für eine Verordnung mit Vorschriften zur Verhütung und Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern). Sie ist der Meinung, dass die Anbieter von Diensten stärker in die Pflicht genommen werden müssen, damit Material über sexuellen Kindesmissbrauch nicht nur schneller aufgespürt und entfernt werden kann, um seine Verbreitung zu verhindern, sondern auch die Prävention verstärkt werden kann.

Ausstellung Köln, Deutschland

Exhibition SHAME – Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Kindheit teilen ihre Geschichten

Höre von Betroffenen

Die Geschichte unserer politischen Initiative

Der Missbrauch von Kindern und das Fehlen einer historischen Aufarbeitung ist ein gesamteuropäisches Problem. Zehntausende Opfer aus dieser Zeit leben unter uns. Bis heute leiden diese Menschen unter der Ungerechtigkeit und den Folgen des Missbrauchs, der ihnen angetan wurde. Viele sind psychisch belastet und leben aufgrund der Gewalterfahrungen in Armut.

In einigen Ländern Europas wurden Anstrengungen unternommen, um ihr Leid zu lindern. In den meisten Ländern jedoch hat eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Missbrauch bis heute nicht stattgefunden. Dieser Zustand ist für Europa als Wertegemeinschaft inakzeptabel und muss dringend korrigiert werden, denn einerseits sollen die Opfer noch zu Lebzeiten Gerechtigkeit erfahren und andererseits muss jede Form von Missbrauch umgehend beendet werden.

Vor diesem Hintergrund haben sich Opfergruppen, Wissenschaftler und NGOs aus ganz Europa zusammengeschlossen, um eine gemeinsame politische Initiative ins Leben zu rufen. Ziel ist es, in die Vergangenheit zu schauen, vor allem aber eine Wirkung auf die Zukunft zu haben.

Die Schweiz ist in diesem Zusammenhang im Umgang mit der Vergangenheit ein Vorbild und hat durch eine politische Initiative zu einer umfassenden Lösung geführt. Im Mittelpunkt standen die Fälle von Kindesmissbrauch und die offizielle Anerkennung, Wiedergutmachung und Prävention.

Dieses erfolgreiche Beispiel soll nun auf europäischer Ebene fortgeführt werden. Die Grundlagen für die politische Arbeit auf europäischer Ebene bilden die Erfahrungen der Schweiz.

In den vergangenen Monaten wurden in ganz Europa Porträts von fast 100 Betroffenen von Kindesmissbrauch gesammelt. Noch nie wurde das Ausmaß des Problems auf diese Weise erfasst. Fotos und Videos des preisgekrönten Fotografen Simone Padovani, die das Unrecht dokumentieren, geben den Opfern eine Stimme. Die Ausstellung „SHAME – European Stories“ ist eine Wanderausstellung und wird in mehreren europäischen Ländern zu sehen sein. Auch der deutsche Hub der «Justice Initiative» ist stolz, Teil dieses Projektes zu sein. Verschiedene deutsche Geschichten und Schicksale sind in der Ausstellung vertreten.

Die Ausstellung findet am 10. März im Filmhaus Köln statt.

Die Arbeit der Schweiz

In der Schweiz wurden Zehntausende Kinder und Jugendliche von den Behörden als billige Arbeitskräfte in landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt. Sie wurden in streng geführten Heimen, in Sicherheitseinrichtungen oder in Gefängnissen untergebracht, ohne dass ein Gerichtsurteil vorlag. Diese Kinder und Jugendlichen erlebten oft unsägliches Leid und Unrecht. Sie waren zum Teil immenser physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt, wurden ausgebeutet, sexuell missbraucht und litten enorm unter der Trennung von ihren Eltern und Geschwistern.

Durch die Volksinitiative der Guido Fluri Stiftung mit über 100.000 gesammelten Unterschriften fand auf gesellschaftlicher und politischer Ebene in kurzer Zeit ein Umdenken statt. In Rekordzeit wurde das Bundesgesetz über die obligatorischen sozialen Maßnahmen und Unterbringungen vor 1981 (MSMPA) ausgearbeitet und von beiden Kammern des Parlaments mit klaren Mehrheiten verabschiedet. Das Gesetz ist am 1. April 2017 in Kraft getreten.

Der Schweizer Aufarbeitungsprozess wurde in den Nachbarländern mit großem Interesse beobachtet. So unterschiedlich und spezifisch die Missbrauchsfälle in den einzelnen Ländern sind, so sind Menschen aus vielen anderen europäischen Ländern von ähnlichen Menschenrechtsverletzungen betroffen. Die positiven Erfahrungen der Schweiz sollen nun andere europäische Länder dabei unterstützen, den Weg der Vergangenheitsbewältigung zu gehen.

Petition

Sexueller Missbrauch und sexuelle Gewalt an Kindern haben tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Überlebenden. Das Ausmaß des Problems nimmt ungehindert zu, da Täter in der Lage sind, das Internet für ihre Zwecke zu missbrauchen – Missbrauchsmaterial kursiert in alarmierender Geschwindigkeit! Insbesondere Kinder sind daher von sexuellem Missbrauch betroffen und einem sehr hohen Risiko ausgesetzt, Opfer von Online-Grooming zu werden. Ebenso ist das Risiko in ihren Häusern und Gemeinden körperlich missbraucht zu werden massiv gestiegen. Die Justice Initiative setzt sich deshalb für einen umfassenden Schutz von Kindern ein und fordert mit dieser Petition, dass die Europäische Union weltweit eine vorbildliche Position einnimmt und für den aktuellen EU-CSAM-Vorschlag stimmt, damit Kinder und Jugendliche geschützt werden und Überlebende Gerechtigkeit erfahren.